Geschichte Es gibt Zeugnisse, die belegen, dass das Land bereits um 2500 v. Chr.  besiedelt war. In Europa hörte man von Sierra Leone zum ersten Mal, als die Portugiesen vorbeisegelten. 1462 erblickte Pedro da Cintra die Peninsula-Berge südlich vom heutigen Freetown und fühlte sich an einen Löwenrücken erinnert. Der Name Sierra Leoa (Löwenberge)  war geboren, der später in Sierra Leone umbenannt wurde. Auch in Sierra Leone blühte – wie in den Nachbarländern – der Sklavenhandel ab Mitte des 16. Jh. Auf der kleinen Insel Bunce wurde eine Festung erbaut, von hier wurden die Sklaven nach Amerika verschickt, man nimmt an viele Tausende pro Jahr. Einheimische Chiefs, besonders vom Stamm der Fula, halfen den Europäern und versorgten sie mit Sklaven. 1787 gründeten britische Philanthropen die „Province of Freedom“, aus der später Freetown entstand und schafften damit einen wichtigen Stützpunkt im Kampf gegen die Sklaverei. Ab 1792 ließen sich neben den britischen Siedlern, von denen die meisten von tropischen Krankheiten dahin gerafft worden waren,  befreite Sklaven aus Nova Scotia nieder, später auch Maroons, ehemalige Sklaven aus Jamaica. Die Briten verboten den transatlantischen Sklavenhandel 1807, und es wurden britische Patrouillen eingeführt, um illegale Sklavenschiffe zu stoppen und die Gefangenen zu befreien, für jeden von ihnen musste eine Strafe von 100 Pfund bezahlt werden. Die befreiten Sklaven wurden in Freetown angesiedelt, gegen 1855 zählte man schon 50.000 von ihnen in der Stadt. 1808 wurde Freetown britische Kronkolonie unter der Verwaltung von einem Gouverneur. Der Rest des Landes wurde 1896 britisches Protektorat. Beide wurden 1924 vereinigt. Während der Kolonialzeit gab es auch heftigen Widerstand gegen die Briten, besonders geführt von dem Temne-Herrscher Bai Bureh, der 1898 maßgeblich an dem „Hut Tax War“ beteiligt war, als die Briten eine Hüttensteuer in Sierra Leone einführen wollten.  Doch die Rebellion wurde niedergeschlagen. Erst 1958 erhielt das Land Autonomie und wurde drei Jahre später, am 27. April 1961 als Mitglied des Commonwealth in die Unabhängigkeit entlassen.  Erster Premierminister wurde Sir Milton Margai, der nach seinem Tod 1964 von seinem Halbbruder Sir Albert Margai abgelöst wurde. Die Wahlen 1967 gewann der Bürgermeister von Freetown, Siaka Stevens, doch wenige Stunden nach seiner Ernennung kam es zu einem Militärputsch. Nach einem Gegenputsch trat Stevens sein Amt an. Er führte ein Einparteiensystem ein, es gab weitere Staatsstreiche gegen ihn, die aber scheiterten. Im Oktober 1985 trat er zugunsten des Generalmajors Joseph Saidu Momoh zurück. Die Zeit danach wurde geprägt durch Instabilität, die schließlich in einen 10 Jahre dauernden Bürgerkrieg mündete. 1991 versuchte die Rebellenbewegung Revolutionary United Front (RUF) mit der Unterstützung von Liberias Warlord Charles Taylor Momoh zu stürzen. Dies gelang aber erst ein Jahr später einer Gruppe junger Offiziere. Mit dem National Provisional Ruling Council (NPFC), der sich unter der Führung von Hauptmann Strasser 1992 an die Macht geputscht hatte, versank das Land im Chaos. Die RUF setzte ihren Kampf gegen die Regierungen im Land fort, es kam zu immer häufigeren und brutaleren Rebellenübergriffen aus Liberia. Die Bilder der Kindersoldaten gingen um die Welt. Finanziert wurde der Bürgerkrieg hauptsächlich durch illegalen Handel mit Diamanten, den sogenannten Blutdiamanten. Nach Eingreifen der westafrikanischen ECOMOG (Economic Community of West African States Monitoring Group), der Vereinten Nationen und Großbritanniens gelang es im Jahr 2000, den Friedensprozess einzuläuten. Das Ende des Bürgerkriegs wurde am 18. Januar 2002 verkündet. Bis 2005 waren UN-Truppen im Land, um den Frieden zu stabilisieren. Anschließend wurde das Integrierte Büro der Vereinten Nationen in Sierra Leone, UNIOSIL, zur Unterstützung der Regierung und Mithilfe bei den Wahlen 2007 eingerichtet. Bei diesen Wahlen am 11. August 2007 gewann der All People’s Congress (APC) und Ernest Bai Koromo wurde Präsident. Er wurde 2011 wiedergewählt.    Bevölkerung Die Bevölkerung beläuft sich auf rund 6 Millionen Menschen und setzt sich aus vielen verschiedenen Ethnien zusammen. Die beiden größten Gruppen sind die Mende und die Temne mit jeweils ungefähr einem Drittel Anteil an der Bevölkerung. Bedeutende Minderheiten sind die Limba mit rund 8%, die vermutlich auch die ältesten Bewohner Sierra Leones sind. Die Krio oder Kreolen sind Nachkömmlinge freigelassener Sklaven aus Jamaica und Nova Scotia, die sich in Freetown angesiedelt haben. Sie machen nur 2% der Gesamtbevölkerung aus, dominieren jedoch im gesellschaftlichen Bereich und gelten als die Intellektuellen des Landes. Weiter sind vertreten die Kono im östlichen Diamantengebiet mit 5 %, die mit den Kono verwandten Vai in der Gegend um Pujehon; die Sherbro oder auch Bullom an der Küste südlich der Peninsula; die Fulbe (auch Fula und Peulh genannt), die in ganz Westafrika verstreut sind, wo sie überall den Islam verbreitet haben; die ursprünglich in Guinea beheimateten Kuranko, Susu, Yalunka und Kissi, außerdem  die Mandingo, die bei der Islamisierung ebenfalls ein bedeutende Rolle gespielt haben, sowie die mit den Mende verwandten Loko. Der Handel ist überwiegend in der Hand der 4000 Libanesen und einer wachsenden Zahl von Indern.                                                                    Religionen Rund  60 - 70% der Bevölkerung bekennen sich zum Islam sunnitischer Ausrichtung, dessen Ausbreitung in den letzten 50 Jahren rasant zugenommen und sich nahezu verdoppelt hat.  20 – 30% sind Christen, größtenteils protestantischer Glaubensrichtung, aber auch Katholiken und neuapostolische Christen und der Rest sind Anhänger der Naturreligionen. Auch Angehörige des Islam und des Christentums halten häufig noch am traditionellen Glauben fest. Sehr viele von ihnen gehören Geheimgesellschaften an.   Sprachen Amtssprache ist Englisch, das aber nur von der gebildeten Schicht gesprochen wird. Das aus dem Englischen entstandene Krio verbindet die Ethnien und wird von der Mehrheit als Lingua Franca benutzt. Insgesamt werden in Sierra Leone 23 Sprachen gesprochen, weit verbreitet sind die Sprachen der Temne im Norden und der Mende im Süden. Weitere Sprachen sind Bassa, Bom, Bullom, Fulfulde, Kissi, Klao, Kono, Gola, Krim, Kuranko, Limba, Loko, Maninka, Sherbro, Susu, Vai und Yalunka.   Flora und Fauna  Flora Die ursprüngliche Regenwaldfläche betrug einst 70% des Landes, doch heute verbleiben aufgrund von kommerzieller Abholzung und immer größerer Ausdehnung der Agrarflächen nur noch 6%. Der letzte Primärwald ist in Gola. Die Rote Mangrove (Rhizophora racemosa) ist häufig in den Sumpfgebieten anzutreffen. Sie wird bis 30 m hoch und dichte Mangrovenwälder befinden sich hauptsächlich um Sherbro Island. Zu den Urwaldriesen zählt der Kapok (Ceiba pentandra), das berühmteste Exemplar steht im Zentrum von Freetown. Wenn man ihn in der Nähe eines Dorfes antrifft, deutet dies meistens darauf hin, dass sich hier der Versammlungsplatz der Poro-Geheimgesellschaft befindet. Im Regenwald dominiert u.a. der feuerresistente Rote Eisenbaum (Lophira alata), dessen junge Zweige der lokalen Bevölkerung auch als Zahnbürste dienen. Auffällig ist auch Piptadeniastrum africanum mit seinen riesigen Brettwurzeln. An Bächen und Flüssen wächst der Uapaca (Uapaca guineensis), für den Stelzenwurzeln charakteristisch sind. Häufig sitzen Epiphyten wie Orchideen auf den Urwaldgiganten. In der Savannenlandschaft ist u.a. der Néré-Baum (Parkia biglobosa) charakteristisch. Aus seinem Samen wird das Suppengewürz Kende, das in den Nachbarländern als Soumbala bekannt ist, gewonnen. In der Regenzeit ist in der Savanne das mannshohe Elefantengras vorherrschend. Vielerorts prägen große Ölpalmenplantagen das Landschaftsbild. Aus ihnen werden das rote Palmnussöl und der mostartige Palmwein gewonnen. Weitere charakteristische Nutzpflanzen sind ausladende Mangobäume (Mangifera indica), Rosenapfel (Eugenia jambos), Papaya (Carica papaya) und Guavensträucher (Psidium guajava).  Fauna Sierra Leone zeichnet sich durch eine hohe Primatenvielfalt aus. 15 Arten kommen hier vor, davon sind sechs bedroht, darunter der Westliche Schimpanse, die Diana-Meerkatze, und drei Colobusarten. Das  weltweit bedeutendste Affenschutzgebiet Tiwai Island bietet elf Primatenarten Schutz und Pflege. Weitere Möglichkeiten, Primaten zu sehen, bieten der Outamba-Kilimi Nationalpark, Gola Forest, sowie der Mount Bintumani. Es gibt noch eine kleine Population von Waldelefanten, die man am besten im Outamba-Kilimi Nationalpark antreffen kann. Hier sind auch gute Chancen, auf Flusspferde zu stoßen. Das extrem seltene Zwerg-Flusspferd lebt im Moa-Fluss, in dem Tiwai Island liegt. An den Hängen des Mount Bintumani kommen noch seltene Zwergbüffel vor, die kleiner sind als ihre Verwandten in der ostafrikanischen Savanne. In den Wäldern an Bächen und Flüssen ist das Buschschwein beheimatet. Bei einer Wanderung sieht man häufig Stellen, wo sie in der Nacht nach Wurzeln gegraben haben. An Antilopen kommen mehrere Duiker-Arten vor, des Weiteren Wasserböcke, Buschböcke und die äußerst seltene Bongo-Antilope. An Großkatzen gibt es nur noch den Leoparden und auch dieser ist sehr selten geworden. Zu den kleineren Säugetieren zählen Serval, Ginster- und Civet-Katzen, Honigdachs, verschiedene Mangustenarten, Stachelschweine und Rohrratten. Rund 630 Vogelarten wurden gezählt, über 400 davon sind in Sierra Leone heimisch. Zu den besten Vogelbeobachtungsgebieten gehören die Mündung des Sierra Leone Flusses,  Loma Mountains, Tingi Hills, Gola Forest, Outamba-Kilimi oder auch die Western Area Peninsula. Weit verbreitet sind Webervögel und Bülbül, ebenso wie Diademalethen. Auf Tiwai Island kann man Oliven- und Fleckenbrustibisse sichten, ebenso wie den Grünschnabelbleda. Verschiedene Storchenarten wie Abdimstorch und Marabu sind ebenso anzutreffen wie zahlreiche Reiherarten (Schwarzhalsreiher, Purpurreiher, Silberreiher u.v.m.)  Glanzstare, Ohrengeier, Schwarzmilane, Nektarvögel, Eisvögel kann man sehen neben verschiedenen Schnäpperarten und Hornvögeln.  Zu den 23 bedrohten Arten gehören das Weißbrust-Perlhuhn, der Lappenraupenfresser sowie der Gelbkopf-Felshüpfer. Drei Arten von Krokodilen kommen in Sierra Leone vor: das Nilkrokodil, das Panzerkrokodil und das Zwergkrokodil. Weitere Reptilienarten sind Warane, fünf Arten von Meeresschildkröten, Agamen, Geckos und Chamäleons. Auch zahlreiche Schlangenarten sind vertreten, die allerdings sehr scheu und selten anzutreffen sind. Darunter sind zu finden die Schwarze Kobra und Speikobras, Gabunviper und auch die Grüne Mamba. Etwa 130 Süßwasserfische sind in den Gewässern Sierra Leones heimisch.   Geographie Mit 71.740 km² gehört Sierra Leone zu den kleinsten Ländern Afrikas. Im Norden und Nordosten grenzt es an Guinea, im Süden an Liberia und im Westen liegt der Atlantische Ozean. Die Länge der Küste beträgt 402 km. Im Westen befindet sich eine bis zu 80 km breite Küstenebene mit Mangrovensümpfen, der die Inseln Turtle Islands, Sherbro Island und Banana Islands vorgelagert sind. Nur die Halbinsel von Freetown bildet eine Ausnahme und sticht mit Bergen hervor, wobei zu den höchsten Erhebungen der Sugar Loaf Mountain mit 760 m und der Picket Hill mit 888m zählen. Hinter der Küstenebene erstreckt sich das Waldgebiet, das heute allerdings größtenteils landwirtschaftlich genutzten Flächen weichen musste. Nur noch im Südosten ist der ursprüngliche Regenwald erhalten. Der Osten des Landes ist geprägt von einer Plateaulandschaft, die zum Guinea-Hochland gehört. Hier erheben sich die Loma Mountains, Tingi Hills und Wara Wara Mountains. Der höchste Berg in den Tingi Hills ist der Sankan Biriwa mit 1.709 m, und in den Loma Mountains steht nicht nur der höchste Berg Sierra Leones, sondern ganz Westafrikas: der Bintumani mit 1.948 m. Der Norden ist gekennzeichnet von einer Savannenlandschaft. Zahlreiche Flüsse münden ins Meer, die längsten darunter sind der Mano, der Moro und der Rokel.   Wirtschaft Durch den zehn Jahre andauernden Bürgerkrieg und die letztes Jahr ausgebrochene Ebola-Epidemie ist die Wirtschaft in Sierra Leone zusammengebrochen. In den letzten Jahren konnte eine deutliche Zunahme der landwirtschaftlichen Nutzflächen verzeichnet werden. Schätzungsweise zwei Drittel der Bevölkerung sind im Agrarsektor tätig, wovon ein Großteil Subsistenzwirtschaft betreibt. Der Reisanbau spielt eine wichtige Rolle in Sierra Leone, ebenso wie der Anbau von Ölpalmen, aus denen Palmnussöl und Palmwein gewonnen wird. Von großer Bedeutung ist auch der Fischfang, wobei dieser stark unter den Fischfangflotten ausländischer Herkunft leidet. Nennenswert ist auch der Fischfang in den Binnengewässern. Für den Export werden hauptsächlich Kaffee und Kakao angebaut.  Sierra Leone ist ein rohstoffreiches Land. Diamanten, Bauxit und Rutil werden abgebaut und exportiert, wobei der illegale Abbau und Handel mit Diamanten die Wirtschaftsentwicklung stark beeinträchtigt. Vor der Küste wurde ein riesiges Ölfeld entdeckt.
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Vero Tours
Sierra Leone
Über Land und Leute
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